Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Die Welt bewegen
  3. Hohe Strompreise: Energiewende kostet 335 Milliarden Euro

Die Welt bewegen Hohe Strompreise

Energiewende kostet 335 Milliarden Euro

Politikredakteurin
Alternative Energieformen Alternative Energieformen
Der Umstieg auf alternative Energieformen kostet viel Geld – doch zu den Kosten hat die Bundesregierung bislang keine konkreten Angaben gemacht
Quelle: picture alliance / dpa/dpa
Auch nach dem Atomausstieg reichen die deutschen Stromkapazitäten aus. Doch eine Studie zeigt: Die Kosten der Energiewende bis zum Jahr 2030 sind enorm.

Die Energiewende ist beschlossen. Über die Kosten für den anstehenden Umbau der Stromversorgung aber schweigt sich die Bundesregierung noch aus.

Denn der beschleunigte Ausstieg aus der Kernenergie hat offensichtlich seinen Preis: Er treibt vor allem den Strompreis für energieintensive Unternehmen in die Höhe. Das ist das Ergebnis einer Studie des Baseler Prognos-Instituts. Zwischen 2010 und 2023 wird demnach der Strompreis für Industriekunden um 41 Prozent ansteigen, heißt es in der Untersuchung, die im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) durchgeführt wurde.

„Der zu erwartende Anstieg der Industriestrompreise gefährdet ganze Industriezweige“, sagte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt „Welt Online“. „Das können wir nicht hinnehmen.“ Wäre es bei der im vergangenen Herbst verabschiedeten Laufzeitverlängerung bis zum Jahr 2042 geblieben, wäre der Preisanstieg mit 26,5 Prozent deutlich geringer ausgefallen, resümiert die Studie. Verantwortlich für den Preisanstieg ist demnach vor allem die Umlage für Öko-Strom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Sie liegt aktuell bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde und könnte in den kommenden Jahren auf bis zu sechs Cent ansteigen.

Brossardt: Ausnahmeregelungen ausweiten

Derzeit summieren sich die jährlichen EEG-Vergütungen auf 12,3 Milliarden Euro. Vor allem als Folge des Ausbaus von Windkraft und Solarenergie steigen die Zahlungen bis zum Jahr 2025 auf einen Höchstwert von rund 21 Milliarden Euro, errechnete Professor Georg Erdmann von der Technischen Universität Berlin im Auftrag des VBW. Nach 2025 beginnt der gesetzlich festgelegte Abbau der Einspeisevergütungen zu greifen.

Dennoch summieren sich die EEG-Gesamtkosten bis 2030 auf 250 Milliarden Euro. Hinzu kommen indirekte Kosten etwa durch den Netzausbau von 85 Milliarden Euro; insgesamt also kostet die Energiewende mindestens 335 Milliarden Euro.

Angesichts dieser Zahlen fordert Brossardt, die EEG-Umlage bei zwei Cent pro Kilowattstunde zu deckeln. Zugleich sollten die bestehenden Ausnahmeregelungen für energieintensive Unternehmen noch weiter ausgedehnt werden.

Im Zuge der Energiewende wurde die Zahl der Betriebe, die von der EEG-Umlage befreit werden, bereits von 600 auf 1560 erhöht und damit um insgesamt 3,3 Milliarden Euro entlastet. Brossardt gehen die Entlastungen noch nicht weit genug.

Vorschlag: "Aktionsplan 2022" zur Überprüfung der Einzelschritte

„Die Politik hat die Energiewende gewollt, jetzt muss sie diese Entscheidung auch vermitteln“, sagt Brossardt und plädiert für einen „Aktionsplan 2022“, in dem die Bundesregierung in Einzelschritten und mit einem Zeitplan detailliert festlegt, wie die Energiewende bis zur Abschaltung des letzten Kernkraftwerks erfolgen soll.

„Die einzelnen Schritte müssen kontinuierlich überprüft und gegebenenfalls der Entwicklung angepasst werden.“ Schwierigkeiten sieht Brossardt beim Neubau von Ersatzkapazitäten. So sei die Bezuschussung von Gaskraftwerken energiepolitisch zwar unumgänglich, ordnungspolitisch aber schwierig und mit Blick auf Brüssel beihilferechtlich problematisch.

Anzeige

Die beiden Untersuchungen enthalten aber auch durchaus positive Nachrichten. So werden auch in einer Zukunft mit weniger Kernkraftwerken und dem geplanten Neubau von konventionellen Kraftwerken und erneuerbaren Energien die Kapazitäten jederzeit ausreichen, den Strombedarf in Deutschland zu decken.

Allerdings werden die deutschen Stromexporte zurückgehen. Vom Jahr 2025 an sind in geringem Umfang Stromimporte erforderlich. „Die Versorgungssicherheit ist in Deutschland rechnerisch gewährleistet“, heißt es in der Prognos-Studie. Entscheidend sei der möglichst schnelle Ausbau der erforderlichen Stromnetze.

Auf die Haushaltsstrompreise dagegen wirkt sich die Energiewende laut Prognos-Studie kaum aus. Privatkunden zahlen derzeit 23,5 Cent pro Kilowattstunde. 2023 werden es etwa fünf Cent mehr sein und damit fast genauso viel wie bei einer Laufzeitverlängerung.

Die VBW hatte bereits vor einem Jahr ein energiewirtschaftliches Gesamtkonzept vorgelegt, wonach 2042 der letzte deutsche Meiler vom Netz gehen sollte. Nach dem Reaktorunglück von Fukushima und der angekündigten Energiewende warnte die VBW vor einem übereilten Abschalten aller Meiler. Die aktuellen Untersuchungen zeigen nun, dass der schnelle Atomausstieg machbar, aber mit erheblichen Kosten verbunden ist.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema